In den Jahren seit 2006 hat sich der Aufmarsch um das Wincklerbad in Bad Nenndorf zu Norddeutschlands größtem Naziaufmarsch entwickelt. Der Aufmarsch von sogenannten „Freien Kräften“ aus dem ganzen Bundesgebiet ist für die Neonazis ein Ersatztermin für die 2006 verbotenen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche in Wunsiedel. Damit ist Bad Nenndorf für die faschistische Szene einer der letzten regelmäßigen Termine, in denen sie öffentlich direkten Bezug auf das historische, faschistische Deutschland nehmen kann.
Das drückt sich vor allem in ihrem Auftreten aus: auf ihren Aufzügen marschieren sie in Manier der SA auf, mit Trommeln, in Reih‘ und Glied und in weißen Hemden uniformiert. In Redebeiträgen hetzen sie mit vorgestrigem Vokabular nationalistischer und völkischer Propaganda. Dass damit immer noch Neonazis mobilisiert werden können, zeigt die Entwicklung des Aufmarsches; von anfänglich rund 50 Teilnehmer_Innen, steigerte sich die Größe über die Jahre hinweg kontinuierlich, bis 2010 fast 1.000 Neonazis nach Bad Nenndorf kamen.
Dagegen hat sich bereits regional entschiedener Widerstand und Protest erhoben. Zunächst organisierten antifaschistische Kräfte um das Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen“ Gegenaktivitäten. Dann schloss sich die Bad Nenndorfer Zivilgesellschaft im Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ gegen die jährliche, braune Belagerung ihres Ortes zusammen. Seitdem gibt es regelmäßig vielfältigen, kreativen und bunten Protest gegen die Neonazis, der immer wieder ein deutliches Signal gegen diese setzt und schon immer das Ziel hatten, den Naziaufmarsch in ihrem Ort zu beenden.
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