Eine Kartengrundlage erstellen

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Kartengrundlage zu erstellen – aber leider sind die Möglichkeiten sehr begrenzt, auf einfachem Wege an gute Karten zu gelangen. Das heißt, je höher der Anspruch an die Kartendarstellung ist, desto mehr Aufwand muss dafür betrieben werden. An dieser Stelle sollen exemplarisch verschieden aufwändige Möglichkeiten erklärt werden.

Die einfachsten Möglichkeiten bestehen darin, die Ausschnitte aus Online-Kartendiensten zu kopieren. Diese sind in ihrer Darstellung jedoch oft nicht ideal und kaum anpassbar. Etwas mehr Möglichkeiten bieten Werkzeuge zum Export von beliebigen Kartenausschnitten aus freiem Kartenmaterial wie OpenStreetMap. Sehr kompliziert, aber mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten lassen sich schließlich Karten nach eigenen Vorstellungen mit speziellen Programmen und Datenbanken gestalten.


ganz einfach Ausschnitte aus Online-Kartendiensten kopieren, wie von GoogleMaps oder Stadtplan-Diensten
mittelschwer Kartenausschnitte aus Kartendiensten exportieren, wie von OpenStreetMap oder mit Hilfe von Online-Werkzeugen zur Kartenerstellung
kompliziert Kartendarstellung nach eigenen Vorstellungen mit Programmen zum Rendern von Geodaten, hier ausführlicher für die Software TileMill erklärt.

Die einfachsten und schlichtesten Möglichkeiten

Die allereinfachsten Möglichkeiten (mit dem schlechtesten, aber möglicherweise ausreichendem Ergebnis) stellen Ausschnitte aus Online-Karten dar, die einfach ausgedruckt bzw. kopiert werden können. Manche Online-Kartendienste stellen direkte Druckmöglichkeiten für den gerade auf dem Bildschirm sichtbaren Ausschnitt zur Verfügung, oft irgendwo oben am Kartenrand. Praktischer wird es meistens sein, einfach größere Ausschnitte mit Hilfe von ScreenshotsWikipedia: Screenshot in einem Bildbearbeitungsprogramm „zusammenpuzzeln“. Am besten für Aktionskarten eignen sich wahrscheinlich die Kartendienste HERE, Bing oder der OpenStreetMap-Stil „Humanitarian“, da diese Karten optisch relativ aufgeräumt daherkommen, also wenige überflüssige Informationen enthalten (Links zu den Kartendiensten siehe unten). Zudem sind die Straßennamen hier nicht all zu klein geschrieben, sodass die Karten auch ausgedruckt gut lesbar erscheinen.

Einer der Nachteile dieser Methode ist nämlich die geringe AuflösungPunktdichte in der Wikipedia der Karten, sodass sie nach dem Drucken nicht besonders scharf aussehen und kleine Informationen schwerer lesbar sind. Eine A4-Karte im Breitformat besteht z.B. in einer guten Druckauflösung aus über 3500 Pixeln, die sich über die Breite verteilen – die Online-Kartendarstellungen am Bildschirm sind meistens nur etwa ein Drittel so groß. Um eine Karte im A4-Format aus Screenshots zusammenzupuzzeln, solltet ihr bei üblicher Auflösung ungefähr eine Bildgröße von 827 x 1170 Pixel füllen (siehe Infos zur Bearbeitung/Layout).

Verbreitete Online-Kartendienste sind z.B. (Achtung, Links führen direkt zu den Diensten):

Weiterhin gibt es Anbieter von Online-Stadtplänen (mit entsprechend „typischem“ Stadtplanlook), die sich ebenfalls drucken oder mit Hilfe von Screenshots zusammenpuzzeln lassen, z.B.:

Eine praktische Seite, um verschiedene Kartendienste direkt in einem Fenster zu vergleichen, findet sich hier.

kartenvergleich_1kartenvergleich_2kartenvergleich_3Stilvergleich verschiedener Online-Kartendienste: ➀ Google Maps, ➁ Bing, ➂ OpenStreetMap (Mapnik-Standardstil), ➃ OpenStreetMap (Humanitarian), ➄ HERE, ➅ Falk Stadtplan.

Relativ einfache bis mittelschwere Möglichkeiten

Bei OpenStreetMap lassen sich über die Exportfunktion beliebig gewählte Kartenausschnitte in verschiedenen Formaten herunterladen. Auf der rechten Seite findet sich dafür in der kleinen Seitenleiste der Menüpunkt „Share“. Es kann zwischen den Bildformaten PNG und JPEG, dem PDF-Format oder dem Vektorformat SVG gewählt werden. Mit „Set custom dimensions“ lässt sich ein Rahmen um den gewünschten Ausschnitt zum Export ziehen, der dann im eingestellten Maßstab („Scale“, es bietet sich meist etwas zwischen 1:7.000 und 1:15:000 an) exportiert werden kann. Die Server sind leider häufig überlastet, daher ist der Export hier eher Glückssache. Mit dem SVG-Format würde sich jedoch die Möglichkeit bieten, auch höher aufgelöste Ausschnitte zu bekommen, was ansonsten nicht so einfach möglich ist.

Vor allem aufbauend auf dem freien Geodatenangebot von OpenStreetMap (OSM) wurden zahlreiche Werkzeuge und Programme entwickelt, um diese Daten für eigene Karten zu nutzen. Diese Tools sind jedoch meist für sehr spezielle Anwendungen ausgelegt. Typische Anwendungsfelder sind Navigation und Karten für GPS- und Mobilgeräte, Spezialkarten (von Fahrradkarten bis zur Darstellung aller Hydranten) oder inzwischen auch 3D-Darstellungen. Einen simplen Weg zur schnellen Erstellung einer Kartengrundlage nach eigenen Wünschen gibt es aber wie bereits beschrieben nicht. Das liegt vor allem daran, dass die zu verarbeitenden Datenmengen viel zu groß für „Online-Klick-Werkzeuge“ sind und sowieso alle etwas anderes unter „guter“ Kartengrundlage verstehen und dementsprechend andere Ansprüche mitbringen (Wie nah soll die Karte einen Ausschnitt abbilden, wie detailliert, mit welchem Layout und welche Infos, Einrichtungen, Infrastrukturen, Wege oder Objekte sind überhaupt relevant? …).

Trotzdem können einzelne dieser Werkzeuge auch zum Erstellen von Aktionskarten hilfreich sein. Praktisch ist beispielsweise Bigmap, ein Script, mit dem beliebig große Ausschnitte aus OpenStreetMap-Karten (in verschiedenen Stilen) exportiert werden können (das wäre z.B. eine Alternative zum oben beschrieben OSM-Export, wenn die Server mal wieder überlastet sind…). Es lässt sich z.B. auf dieser Seite herunterladen (existiert aber auch in anderen komplizierteren Ausführungen).

Die heruntergeladene Datei ist ein Python-ScriptWikipedia: Python (Programmiersprache) und muss über die Konsole/EingabeaufforderungWikipedia: Eingabeaufforderung ausgeführt werden. Damit das Script funktioniert, muss die cairo-Bibliothek installiert sein. Da die Karten von Online-Diensten immer nur aus kleinen „Kacheln“ bestehen (Beispiel), die passend aneinandergesetzt werden, lädt dieses Script alle Kacheln in der gewünschten Zoomstufe herunter und puzzelt sie zu einem Bild zusammen. Leider gibt es auch hier wieder keine Möglichkeit, eine höhere und damit eher für den Druck geeignete Auflösung zu bekommen.

Am Besten mit der Eingabeaufforderung in den Ordner wechseln, in dem auch das Script gespeichert wurde. Bei der Ausführung des Scripts können verschiedene Parameter angegeben werden, die definieren, welcher Kartenausschnitt in welcher Größe und in welchem Kartenstil zusammengesetzt werden soll:

python bigmap.py -b 13.74,51.04,13.76,51.05 -z 16 -s mapnik -f beispielausschnitt.png

Hinter dem „-b“ folgt der Kartenausschnitt – die vier Koordinaten dafür lassen sich z.B. ganz einfach auf der Seite für den OSM-Export herausfinden. „-z“ bezeichnet die Zoomstufe, meistens wird sich „16“ eignen. Hinter dem „-s“ muss angegeben werden, in welchem Stil die Karte exportiert werden soll, „mapnik“ ist der OSM-Standard-Stil. Das Bild unten zeigt andere mögliche Stile. Mit „-f“ wird der Dateiname des erzeugten Bildes übergeben, es wird am Ende in dem Verzeichnis liegen, in dem auch das Script „bigmap.py“ liegt.

Leider ist der aufgeräumte und daher gut für einfache Aktions­karten geeignete Stil „Humanitarian“ (siehe ganz oben im Kapitel zu den einfachen Karten) nicht im Script enthalten, er lässt sich jedoch selbst ergänzen. Dafür die Scriptdatei mit einem Texteditor öffnen und zu der Aufzählung der Kachel-Adressen der verschiedenen Kartenstile zu Beginn des Scripts folgende Zeile hinzufügen (das müsste etwa nach Zeile 21 sein):

'human': 'http://c.tile.openstreetmap.fr/hot',

Das veränderte Script nun speichern, und schon lässt sich der Kartenstil mit dem soeben vergebenen Kürzel „human“ damit herunterladen.

Ein Online-Tool sei an dieser Stelle jedoch auch noch erwähnt: Mit den Field-Papers (Link) können sehr bequem A4-Ausschnitte definiert werden, die dann im OSM-Standard-Stil als PDF heruntergeladen werden. Das Ergebnis ist jedoch von der Qualität und Auflösung her kaum für Aktionskarten geeignet. Aber vielleicht entstehen ja in Zukunft ähnliche und flexiblere Tools dieser Art.

BigMap_Kartenvergleich

Komplizierte Möglichkeiten

Nach wirklich eigenen Vorgaben lassen sich Karten nur mit speziellen Render-Programmen herstellen. Dafür ist es notwenig, eigene Stilvorgaben zu definieren, also z.B., welche Farbe eine Straße haben soll und wie breit sie dargestellt wird. Tatsächlich jedoch müssen dabei unfassbar viele Objekte und Umstände berücksichtigt werden, sodass so eine Stilvorgabe sehr schnell recht umfangreich werden kann: Es gibt nicht nur viele verschiedene Straßen- und Wegetypen oder Landnutzungsflächen (Siedlungen, Wasser, Wiesen…), sondern auch solche Dinge wie Brücken und Tunnel zu „regeln“. Hauptsächlich muss festgelegt werden, welche Objekte eigentlich sichtbar sein sollen (Straßen, vielleicht auch Häuser sollen sichtbar sein, Hydranten oder Flugverbotszonen sind dagegen völlig überflüssig), in welcher Reihenfolge diese Objekte erscheinen (eine Brücke sollte beispielsweise über einem Fluss oder einer anderen Straße gezeichnet werden, ein Tunnel eher darunter) und in welchen Farben, Mustern, Linienstärken oder Schriftgrößen die Objekte und Informationen angezeigt werden sollen.

Noch am einfachsten, wenn auch schon nicht mehr ganz ohne, lässt sich soetwas mit Maperitive machen. Das Programm kann frei heruntergeladen werden und kann dann z.B. OSM-Daten direkt nach Stilvorgaben rendern. Detaillierte Infos und Einführungen dazu gibt es z.B. im OSM-Wiki (deutsch/englisch).

Wer bereits Erfahrung mit GISWikipedia: Geoinformationssystem hat – vor allem QGIS – könnte überlegen, damit Karten aus OSM-Daten zu gestalten. Ein kurzes Videotutorial, wie so etwas mit dem QGIS-Plugin „QuickOSM“ gemacht werden könnte, gibt es hier.

Die vielleicht zur Zeit beste Möglichkeit, aus eigenen Vorgaben Karten zu gestalten, ist das Programm TileMill (Download). Es wird zwar seit 2012 nicht mehr weiterentwickelt bzw. hat seit dem einen kommerziellen Nachfolger, ist jedoch für den Zweck der Kartengestaltung aus Geodaten wie solchen von OSM absolut ausreichend. Der Umgang mit dem Programm und die Arbeit mit dafür notwendigen OSM-Datenbanken kann jedoch frustrierend werden, wenn Probleme auftreten, die sich vielleicht manchmal nicht so schnell lösen lassen. Trotzdem an dieser Stelle eine kurze Einführung! Ahnliches gibt es auch auf anderen Seiten, z.B. hier – falls mal etwas schief geht, könnt ihr vielleicht dort einen anderen Weg versuchen…

Grundsätzlich muss für die Arbeit mit TileMill zunächst eine Datenbank angelegt werden, in die die OSM-Daten des gewünschten Ausschnitts eingeladen werden. „Datenbank“ meint im Prinzip automatisch angelegte lange Tabellen, in denen alle Objekte mit ihren Eigenschaften und Standorten gespeichert sind. Zu einer Straße ist hier z.B. der Straßenname und der Straßentyp (z.B. eine Bundesstraße) gespeichert, außerdem, entlang welcher Koordinaten diese Straße verläuft. In der Umgebung von TileMill kann dann der Inhalt dieser Datenbanken entsprechend der Stilvorgaben gerendert werden.

Neben TileMill müssen also auch Pakete für diese Datenbankverwaltung (PostgreSQL) installiert werden: postgresql, postgresql-client, postgresql-9.3-postgis, osm2pgsql und pgadmin3. Das lässt sich z.B. über die Konsole machen, in Linux mit:

sudo apt-get install tilemill postgresql postgresql-client postgresql-9.3-postgis osm2pgsql pgadmin3

Bevor die Datenbank mit OSM-Daten gefüllt werden kann, muss sie zunächst vorbereitet werden. Wenn ihr soetwas zum ersten Mal macht, müsst ihr zunächst eine*n Benutzer*in für die Datenbankverwaltung anlegen und ein Passwort dafür festlegen. Das Passwort sollte auf jeden Fall nichts besonderes sein, da ihr es später im Klartext in TileMill verwendet, damit das Programm auf die Datenbank zugreifen kann! Statt „benutzername“ könnt ihr einen beliebigen Namen wählen:

sudo -u postgres createuser -P benutzername

Danach kann dann die eigentliche Datenbank angelegt werden, die schließlich noch mit ein paar Befehlen für die OSM-Daten vorbereitet werden muss – also am Besten nacheinander diese Zeilen ausführen („datenbankname“ und „benutzername“ entsprechend anpassen, als Datenbanknamen könnte z.B. die Stadt, für die die Karte erstellt werden soll, genommen werden, z.B. „dresden“):

sudo -u postgres createdb -O benutzername datenbankname
sudo -u postgres psql -d datenbankname -f /usr/share/postgresql/9.3/contrib/postgis-1.5/postgis.sql
sudo -u postgres psql -d datenbankname -f /usr/share/postgresql/9.3/contrib/postgis-1.5/spatial_ref_sys.sql
sudo -u postgres psql datenbankname -c "ALTER TABLE geometry_columns OWNER TO benutzername"
sudo -u postgres psql datenbankname -c "ALTER TABLE spatial_ref_sys OWNER TO benutzername"

Falls hier etwas schief geht, könnte das z.B. an den absoluten Dateipfaden liegen, die in der zweiten und dritten Zeile enthalten sind. Möglicherweise habt ihr eine ältere oder neuere PostgreSQL-Version und müsst z.B. die „9.3“ anpassen.

Nun müssen die OSM-Daten heruntergeladen werden. Das kann z.B. direkt über den OSM-Export erfolgen, wo selbstgewählte Ausschnitte als *.osm-Datei heruntergeladen werden können. Oft sind die zulässigen Größen für den Ausschnitt jedoch zu klein, wenn beispielsweise ein ganzes Stadtgebiet heruntergeladen werden soll. Dafür gibt es Seiten wie Geofabrik, auf denen regelmäßig aktuelle Ausschnitte aus OSM zur Verfügung gestellt werden. Die Dateien hier umfassen meist sehr große Flächen, beispielsweise ein ganzes Bundesland. Das kann jedoch mit einem einfachen Werkzeug, nämlich OSM-Convert, zurechtgeschnitten werden, um überflüssigen Speicheraufwand und Rechenkraft zu vermeiden. Zunächst die OSM-Datei, gepackt als *.bz2 oder *.pbf, herunterladen und entpacken. Wenn der Ausschnitt mit OSM-Convert zurechtgeschnitten werden soll, dann einfach diese Datei ins Verzeichnis des osmconvert-Scripts legen und den Befehl zum zurechtschneiden über die Konsole ausführen. Diese Zeile schneidet beispielsweise das Stadtgebiet von Dresden aus der OSM-Datei des ganzen Bundeslandes heraus und speichert es im selben Ordner als „dresden.osm“:

./osmconvert sachsen.osm -b=13.543,50.954,13.915,51.143 -o=dresden.osm

Als nächstes können wir diese OSM-Daten, verpackt als *.osm-Datei, endlich in eine Datenbank einlesen, um diese dann mit dem Programm TileMill zu nutzen. Da die heruntergeladene oder zurechtgeschnittene Datei manchmal nicht mit den Berechtigungen ausgestattet ist, sich einfach in die Datenbank einlesen zu lassen, sollten vorher noch alle Berechtigungen gesetzt werden:

chmod 777 dresden.osm

Als letzten Konsolenbefehl führen wir schließlich den Einleseprozess in die Datenbank aus, der je nach Größe der OSM-Datei und Rechenkraft etwas länger dauern kann. (Hinweis: Nach unseren Erfahrungen funktioniert das Einlesen nicht, wenn sich die OSM-Datei in einem TrueCrypt-VerzeichnisWikipedia: TrueCrypt befindet.)

sudo -u postgres osm2pgsql -s -m -d datenbankname dresden.osm

Wenn der Einleseprozess erfolgreich abgeschlossen ist, können wir im Programm TileMill weitermachen und diese Daten darstellen und gestalten.

Nach dem Starten von TileMill werden bereits drei mitgelieferte Kartenprojekte angezeigt („Control Room“, „Geography Class“ und „Open Streets, DC“). Diese arbeiten jedoch nicht mit OSM-Daten bzw. einer PostGIS-Datenbank, können aber trotzdem als Beispiel angeschaut werden, wie das Styling von Daten grundsätzlich funktioniert. Mit „+ New project“ kann ein neues Kartenprojekt angelegt werden (z.B. „Dresden“ oder was auch immer).

In TileMill können verschiedene Ebenen angelegt werden, in denen jeweils bestimmte Dinge dargestellt werden und die unabhängig voneinander angezeigt werden können. So macht es beispielsweise Sinn, eine Ebene anzulegen, in der nur Straßen gerendert werden, und darüber eine andere Ebene, in der nur Straßennamen enthalten sind. Später lassen sich dann Straßennamen und Straßen unabhängig voneinander exportieren, was die Nachbearbeitung vereinfacht – weil z.B. Demorouten unter die Straßennamen, aber über die Straßen eingefügt werden können und damit keine Straßennamen verdecken. Eine neue Ebene lässt sich am linken Rand mit der untersten Schaltfläche hinzufügen: „Layers“ und dann „+ Add layer“.

Nun öffnet sich ein Dialog, um die Ebeneneigenschaften festzulegen. Im oberen Bereich voreingestellt ist „File“, womit vor allem Shape-Files (ein Geodatenformat) verarbeitet werden können. In unserem neu angelegten Kartenprojekt ist schon eine Ebene enthalten, die auf diese Art die Länder der Erde darstellt – diese Ebene muss auch nicht gelöscht werden. Für unsere neuen Ebenen brauchen wir jedoch „PostGIS“. Als ID muss ein Name für die Ebene eingetragen werden, z.B. „strassen“ (keine Umlaute etc. verwenden!). „Class“ kann erstmal leergelassen werden. In der Zeile „Connection“ müssen wir nun die „Zugangsdaten“ zu unserer Datenbank mit den OSM-Daten angeben:

dbname=dresden host=localhost port=5432 user=benutzername password=abc

„host“ und „port“ müssen so angegeben werden wie im Beispiel, der Rest entspricht euren Angaben: „dbname“ ist der Name der Datenbank, den ihr zu Beginn vergeben habt, „user“ ist der Name, den ihr am Anfang für eure Datenbankverwaltung angegeben habt und „password“ ist das Passwort, was ihr dafür am Anfang vergeben habt – und das nichts besonderes sein sollte, da es z.B. hier im Klartext angegeben werden muss.

Im Feld „Table or subquery“ muss eine Angabe dazu gemacht werden, ob die Ebene später einmal Punkt-, Linien- oder Flächendaten enthalten soll. Die Standorte von Haltestellen sind beispielsweise mit einem Punkt gespeichert, Straßen- oder Flussverläufe sind typischerweise Liniendaten und soetwas wie Wiesen, Seen oder Gebäude sind Flächen. Je nach dem, was ihr also in der Ebene darstellen wollt, müsst ihr in das Feld planet_osm_point, planet_osm_line oder planet_osm_polygon eintragen. Ein Hinweis für später: Da es – gerade in OSM – auch Abweichungen von diesem einfachen Schema geben kann (z.B. Straßen oder Plätze, die eigentlich als „Straße“ zählen, aber in ihrer ganzen Ausdehnung als Fläche kartiert sind oder Apotheken/Läden, die entweder als Punkt oder als Gebäude (Fläche) vorkommen), müssen diese Fälle für ein exaktes Kartenergebnis manchmal mit eigenen Ebenen berücksichtigt werden. Also beispielsweise eine Straßenebene für die linienhaft vorliegenden Straßen (die allermeisten) und eine andere Ebene für Straßenflächen oder Plätze.

Die anderen Felder im Neue-Ebene-Dialog müssen nicht beachtet werden bzw. passen sich automatisch an. Mit Klick auf „Save“ werden die Angaben gespeichert und der Layer sollte nun in der Ebenenübersicht enthalten sein.

In dem großen Textbereich auf der rechten Seite werden nun die Stilvorgaben vorgenommen. Es müssten bereits Angaben zur Hintergrundkarte und der voreingestellten Ebene für die Darstellung der Länder enthalten sein („#countries“). Wenn ihr dahinter folgende Zeilen einfügt, müssten erste Teile des Straßennetzes erscheinen (wenn ihr eure Ebene gerade für die Darstellung von Liniendaten eingestellt habt; hinter dem ‚#‘ müsst ihr den Namen der Ebene angeben, in diesem Fall „strassen“):

#strassen {
[highway='residential'] {
line-color: #000000;
line-width: 0.9;
}
}

Das Beispiel definiert Stilvorgaben für die Ebene „strassen“, sucht sich in der OSM-Datenbank alle Daten heraus, die die Eigenschaft highway=’residential‘ erfüllen (Straßen in Wohngebieten) und färbt diese schwarz ein mit einer Linienstärke von 0,9 Pixel. Wie einzelne Objekte in der OSM-Datenbank benannt sind, könnt ihr hier und hier im OSM-Wiki nachlesen. Wie Linien, Punkte und Flächen gestaltet werden können, findet sich z.B. in der TileMill-Dokumentation, speziellere Sachen finden sich vielleicht auch in der Übersicht zur Mapnik-Symbologie (Mapnik ist einer der großen Renderer für OSM-Daten, TileMill baut im Prinzip nur darauf auf).

Statt euch nun umständlich und in stundenlanger Arbeit einen eigenen Stil zu schreiben, könnt ihr euch auch mal diesen Style anschauen, mit dem wir Aktionskarten gestalten. Er ist ganz bestimmt nicht perfekt, ganz im Gegenteil oft sehr umständlich und aufgebläht, stellt aber alles dar, was gebraucht wird. Ihn einfach bei euch einzufügen, wird nicht ausreichen, so werden euch zunächst die entsprechenden Ebenen sowie Symbole und Texturen fehlen. Die verwendeten Symbole und Texturen findet ihr hier zum Download, enthalten ist ein Ordner mit dem Namen „images“, der wiederum Symbole und Texturen enthält. In eurem TileMill-Verzeichnis gibt es einen Ordner „project“ mit einem Unterordner zu eurer Karte. In diesen Unterordner (z.B. „Dresden“) müsst ihr den images-Ordner abspeichern.

Wenn ihr nun noch die folgenden Ebenen einfügt, müsste es schon funktionieren (in Klammern dahinter ist immer angegeben, ob es ein Punkt-, Linien- oder Flächenebene ist). Beachtet die Reihenfolge der Ebenen: die oberen Ebenen werden über die darunterliegenden gezeichnet! Geht die Ebenen am Besten von unten nach oben durch, denn die zuletzt eingefügten liegen immer oben. Ihr könnt die Reihenfolge der Ebenen in Tilemill aber auch verschieben.

label-orte (planet_osm_point)
label-station (planet_osm_point)
s_u_bahnhoefe (planet_osm_point)
label-landschaft-punkte (planet_osm_point)
label-landschaft-linien (planet_osm_line)
label-landschaft-flaechen (planet_osm_polygon)
label-gebaeude (planet_osm_polygon)
label-hausnummern-punkte (planet_osm_point)
label-hausnummern-flaechen (planet_osm_polygon)
strassennamen (planet_osm_line)
symbole-punkte (planet_osm_point)
symbole-flaechen (planet_osm_polygon)
bruecken (planet_osm_line)
strukturen (planet_osm_line)
tramstationen (planet_osm_point)
tramlinien (planet_osm_line)
bahnlinien (planet_osm_line)
s_u_bahnlinien (planet_osm_line)
strassen (planet_osm_line)
strassenflaechen (planet_osm_polygon)
strassenumrandung (planet_osm_line)
tunnel (planet_osm_line)
gebaeude (planet_osm_polygon)
wasserflaechen (planet_osm_polygon)
wasserlinien (planet_osm_line)
landnutzung (planet_osm_polygon)

Beachtet, dass die Ebene „strassen“ vielleicht schon vorhanden ist, wenn ihr den Schritten oben nach dem Beispiel gefolgt seid und sie noch an die richtige Position verschieben müsst (zwischen „s_u_bahnlinien“ und „strassenflaechen“). Wenn ihr nun oben rechts in TileMill auf „Save“ klickt, müsste die Karte in fertigem Layout angezeigt werden! Je nach Rechenkraft eures Computers und der Größe der Karte kann das etwas dauern. Am besten ist es auch, vorher mit Hilfe eurer schwarzen „Test-Straßen“ weit reinzuzoomen, so dass oben links z.B. „Zoom 16“ steht.

Die einzelnen Ebenen könnt ihr beliebig sicht- und unsichtbar machen, in der Ebenenübersicht ist dafür ein kleines „Augensymbol“. Exportieren lässt sich ein Ausschnitt oben rechts mit „Export“. Hier gibt es auch das SVG-Vektorformat, viele Programme und Rechner kommen jedoch nicht mit den großen Datenmengen klar. Am einfachsten ist es vielleicht, einfach eine Bilddatei als PNG zu exportieren, um sie später nachzubearbeiten und Infos einzufügen (siehe Hinweise zu Layout und Bearbeitung). Da sich dabei wieder das Problem der Auflösung stellt, könnt ihr in den Projekteigenschaften (oben rechts das kleine Schraubenschlüsselsymbol) einen Skalierungsfaktor festlegen, um alle Daten größer darzustellen. In der TileMill-Kartenansicht sieht das natürlich gewöhnungsbedürftig aus, der Export als Bilddatei ist dann aber hoch aufgelöst. Ein Scale factor im Bereich von 2.4 führt meistens zu einem guten Ergebnis (für eine 300dpi-Druckauflösung).

Außerdem ist es sinnvoll, hier in den Projekteinstellungen den gewünschten Kartenausschnitt zu definieren. Das „Kartenzentrum“, auf das beim Öffnen der Projektansicht fokussiert wird, muss sich innerhalb des ausgewählten Rahmens befinden, sonst gibt es eine Fehlermeldung. Der Rahmen muss nicht genau euerem Papierformat zum drucken entsprechen (z.B. einem A4-Format), ihr könnt es ja später noch mit Bildbearbeitungsprogrammen zurechtschneiden.

Wenn ihr den Kartenausschnitt in den Projekteigenschaften definiert habt, ist dieser Ausschnitt automatisch im Exportmenü voreingestellt. So könnt ihr mehrere Ebenen für genau den gleichen Ausschnitt exportieren, wenn ihr jeweils die gleiche Pixelgröße („Size“) einstellt. Sinnvoll ist es meistens, zuerst die Kartengrundlage ohne Symbole und Schrift (wie Straßennamen etc.) zu exportieren und dann Straßennamen und Symbole als Extra-Ebene, da ihr dann – wie bereits beschrieben – z.B. Demorouten unter die Beschriftung einfügen könnt. Alle Ebenen, die ihr nicht braucht, stellt ihr einfach auf unsichtbar. Diese Änderungen müssen erst mit „Save“ gespeichert werden, bevor sie TileMill übernimmt. Wenn ihr soetwas wie Hausnummern, Straßenbahnen oder Bahnhöfe gar nicht braucht, könnt ihr diese Ebenen einfach immer unsichtbar lassen. Bahnhöfe z.B. lassen sich vielleicht besser später in der Nachbearbeitung kennzeichnen.

Das waren die wichtigsten Schritte mit TileMill – falls jemand wirklich soweit gekommen ist: Respekt! 🙂 Alles weitere ist eigentlich Sache von Bildbearbeitungs- und Layoutprogrammen.